Kriterienkatalog für digitale Medien
Im Rahmen des Projekts UndiMeS (Unterrichten mit digitalen Medien in Sachsen) werden „hoch-digitalisierte Unterrichtsszenarien“ für die Fächer Mathematik und Informatik im Bereich der Sekundarstufe I entwickelt, empirisch erprobt und den Lehrkräften an den Schulen zur Nachnutzung und als Methode der Validitätssteigerung zur Verfügung gestellt. Zunächst wird der Frage nachgegangen, unter welchen Bedingungen Lehr-Lern-Szenarien tatsächlich als „digitalisiert“ bezeichnet werden können. Dazu wurde ein Kriterienkatalog entwickelt, der bereits praktizierte Unterrichtsszenarien mit dem Fokus auf den Digitalisierungsgrad befunden lässt und als Richtlinie für die Entwicklung neuer Lehr-Lern-Szenarien dienen kann. Dieser Katalog wird dank des Projekts weiter ausdifferenziert und fokussiert das digitale Medium in der Mikroebene. Die resultierenden Kriterien werden nun mit deren Arbeitsstand präsentiert und zur Diskussion gestellt.
Entstehung
Neben einem bereits entwickelten Katalog für digitalen Unterricht [1] stellt eine systematische Literaturrecherche die Grundlage der Kriterienentwicklung dar. Im Zuge dessen wurden unzureichend wenige Quellen identifiziert, welche den Einsatz digitaler Medien in der Sekundarstufe I an deutschen Oberschulen und Gymnasien fokussieren. Daher wurde auf Erkenntnisse aus dem grundschuldidaktischen Bereich zurückgegriffen. Mithilfe dieser Literatursichtungen werden die Kriterien anschließend aus häufig auftretenden Potenzialen - bzgl. des digitalen Unterrichts - analysiert und für den Katalog deduktiv abgeleitet und entsprechend für Oberschule und Gymnasium angepasst implementiert. Durch dieses Vorgehen wurde somit eine Reihe von fachlichen Komponenten, wie u.a. die Aufgabengestaltung sowie technologische Kriterien, wie zum Beispiel der Darstellungswechsel und didaktische Kriterien, wie das Schrankenkriterium, entwickelt. Somit werden möglichst vielfältig und umfassend die einzelnen Facetten der Fragestellung, wie digitale Medien und digitaler Unterricht zu optimalen Lernerfolgen bei den Schülerinnen und Schülern führen, abgedeckt. Neben den fachdidaktischen Ansätzen werden ebenso Kriterien zum allgemeinen Setup des Unterrichts untersucht und in den Katalog integriert. Hierzu gehören u.a. Aspekte des zugrundliegenden Lernmodells und Eigenschaften von selbstreguliertem Lernen. So wird empfohlen, eine konstruktivistische Haltung einzunehmen und den Fokus vor allem auf das selbstständige Lernen zu legen.[2] Dadurch können beispielsweise Potenziale zur Veränderung von Klassenraumdynamiken und zur Weiterentwicklung des metakognitiven Verständnisses verwirklicht werden.[3] Zusätzlich zu den deduktiv abgeleiteten Kriterien existieren auch diese, welche aus pragmatischen, schulpraxisrelevanten Gründen eingefügt werden. Dies betrifft u.a. das Kriterium „Datenschutz“. Aufgrund dieses Vorgehens ist eine empirische Überprüfung des bisher theoriegeleiteten Katalogs unabdingbar. Dafür soll in einem der nächsten Schritte vor allem in Zusammenarbeit mit Lehrkräften erfolgen.
Aufbau
Um einen hohen Grad an Digitalisierung zu erreichen, bedarf es digitale Medien, die Kriterien auf unterschiedlichen Dimensionen erfüllen.
- Die technologische Dimension beurteilt das Medium nach dessen technologischen Vorraussetzungen, Chancen und Grenzen für das Szenario.
- Die fachliche Dimension beurteilt das digitale Medium nach der fachliche Notwendigkeit und den inhaltlichen Forderungen.
- Die didaktische Dimension analysiert das digitale Medium auf didaktische Nutzungsmöglichkeiten und unterrichtsrelevanten Umsetzungsmöglichkeiten.
Anwendung
Der Kriterienkatalog für digitale Medien dient als Bewertung und Leitfaden für die Erstellung und Umsetzung von hoch-digitalisierten Lehr-Lern-Szenarien (DigLLS). Er beinhaltet Kriterien in der technologischen, fachlichen und didaktischen Dimension und deckt so unterschiedliche notwendige und hinreichende Eigenschaften und Funktionen ab. Im Zuge der integralen Nutzung von digitalen Medien wurde der Katalog darauf ausgelegt, diese im Einzelnen auf die Kriterien des hoch-digitalisierten Lehr-Lern-Szenarios zu prüfen, um anschließend eine qualifiziertere Gesamteinschätzung zu erhalten. Das Kriterium bezieht sich somit nicht direkt auf das Szenario, sondern auf das jeweilige Medium, das es umzusetzen versucht. Dadurch entsteht zum einen die Möglichkeit, digitale Medien im Hinblick auf konkrete Funktionen hinzuzufügen und/oder mangelnde, bzw. essentielle, jedoch fehlende, Eigenschaften zu kompensieren. Aus diesem Grund wird stets das einzelne Medium betrachtet und anschließend in den Zusammenhang des Szenarios gesetzt.
Kriterien
Einzelnachweise
- ↑ Hofmann, S.; Lehmann, M., WHAT DO DIGITAL LESSONS MEAN? In (IATED Academy Hrsg.), (Valencia,: IATED Academy, 2020), S. 5558-5565, ISBN 978-84-09-17939-8.
- ↑ Roth, J., Digitale Werkzeuge im Mathematikunterricht – Konzepte, empirische Ergebnisse und Desiderate. In (Büchter, A.; Glade, M.; Herold-Blasius, R. Hrsg.): Vielfältige Zugänge zum Mathematikunterricht. Konzepte und Beispiele aus Forschung und Praxis, (Springer, 2019), S. 233–249, ISBN 3658242922.
- ↑ Ball, S.; Stacey, K., Technology-supported classrooms: New opportunities for communication and development of mathematical understanding. In (Büchter, A.; Glade, M.; Herold-Blasius, R. Hrsg.): Vielfältige Zugänge zum Mathematikunterricht. Konzepte und Beispiele aus Forschung und Praxis, (Springer, 2019), S. 122, ISBN 3658242922.