Reflexion

Aus digiteach
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Steckbrief
Name Reflexion
Dimension didaktisch
Notwendigkeit für das Szenario obligatorisch
Messbarkeit relativ

Das Kriterium Reflexion umfasst Angebote und Rahmenbedingungen, um unterschiedliche Bereiche einer Reflexion abzudecken. Um ein möglichst selbstständiges und dadurch auch selbstreguliertes Lernen zu ermöglichen, bedarf es einer Lernkultur, die auch in virtuelle Bereichen wirken kann. Selbstorganisiertes Lernen und Arbeiten an und mit dem digitalen Medium erfordert verschiedene Reflexionsaspekte seitens des Lernenden bzgl. lernrelevanter Faktoren, wie u.a. Motivation, Lernerfolge, Lernprobleme, soziale Faktoren oder Wahrnehmungen und Nachhaltigkeit des eigenen Tuns. Das digitale Medium sollte für die Realisierung geeignete medieninterne Funktionen verfügen, die die Lernenden zur Reflexion auffordern oder anregen. Je nach Art des digitalen Mediums, kann dies unterschiedlich erfolgen.

Kriterium

Das digitale Medium bietet, im Zuge der Erweiterung des selbstorganisierten Lernens im virtuellen Bildungsraum, Angebote und Rahmenbedingungen, die den Lernenden eine Reflexion über verschiedene Bereiche des Lernprozesses ermöglichen.[1]

Beschreibung

Zu prüfende Merkmale

  1. Auf u.a. folgende Ansätze der Angebote und Rahmenbedingungen sollte geachtet werden:[2]
    • Vorhandensein ausreichender Zeit
    • Vorhandensein eines digitalen Raums zur Reflexion (z.B. Blog, Lerntagebuch, Forum)
      Mit dem Lerntagebuch von LernSax können unterschiedliche Bereiche einer Reflexion ermöglicht werden.[3]
    • Vorhandensein einer sicheren Atmosphäre (angstfrei, zielführend, nicht bloßstellend)
    • Ermöglichen einer nachhaltigen Reflexion (Reflexionsergebnis zukünftig abrufbar speichern)
    → Vgl. Kriterium Integrale Ergebnissicherung
    • Umsetzung der Reflexion durch Generieren ausreichender Motivation und Wegnahme von Zwang (Freiwilligkeit)
    • Vorhandensein realistischer persönlicher Erwartungen (Was für Vorteile gehen einher mit einer Reflexion?)
    • Reflexion für den Selbstzweck, nicht für den Fremdzweck (z.B. Benotungen)
  2. Folgende vier Bereiche der Reflexion sind zur Bewertung des Kriteriums zu prüfen:[4][5]
    • Retrospektive Reflexion
      Retrospektive Reflexion - moodle bietet eine einfache quantitative Reflexion, mittels Selbstbenotung, über den zurückliegenden Lernprozess
      • Reflexion bezieht sich auf vergangene Erfahrungen, Handlungsschritte, Denk- und Vorgehensweisen.
      • z.B. waren die getanen Arbeitsschritte zielführend?
    • Prospektive Reflexion
      • Reflexion bezieht sich auf die gleichen Elemente zukünftiger Handlungen.
      • z.B. war mein Verhalten bei der Partnerarbeit angemessen, um zukünftige Probleme ähnlich zu bearbeiten?
    • Selbstreflexion
      • Reflexion der eigene Person und ihr Handeln steht im Mittelpunkt.
      • z.B. war ich ausreichend motiviert?
    • Strukturelle Reflexion
      • Reflexion der Rahmenbedingungen, Regeln und Strukturen des eigenen Handelns stehen im Mittelpunkt.
      • z.B. war die Tageszeit und der Lernort optimal für meinen Lernprozess?

Graduierung

Beschreibung
Stufe 0 Eine medienseitiges Reflexionsangebot wird nicht bereitgestellt.
Stufe 1 Die Rahmenbedingungen für eine Reflexion sind erfüllt. Für einen der vier obigen Bereiche der Reflexionen wird ein Angebote bereitgestellt.
Stufe 2 Vielfältige Angebote für eine Reflexion in mehreren Bereichen sind vorhanden und nachhaltig nutzbar.

Weiterführende Hinweise

  • Definition Reflexion
    Prüfendes und vergleichendes Nachdenken über das eigene Denken und Handeln und dessen äußere Bedingungen.[5]
  • Durch digitale Medien gegebene Reflexionsangebote sind bspw.:
    • Umfragen/ MC-Fragen
    • geschriebene Reflexionen
    • digitale Dialoge
    • Blog- und Forenbeiträge
    • digitale Lerntagebücher
    • Video - und Tonaufnahmen
    • fragenstellende Sprachassistenten
    • Selbstbenotungen
    • digitale Erstellung einer Selbsteinschätztung

Praxisbeispiele

Die Schülerinnen und Schüler sollen sich nach den Inverted Classroom-Modell mit dem Thema „Einfluss von Parametern auf die Sinusfunktionen“ in der 10. Klasse in Mathematik beschäftigen. Dazu hat die Lehrperson ihnen eine Lektion im Opal zur Verfügung gestellt, die verschiedene Input und Output Elemente enthält. Nach jeder einzelnen Einheit (Beeinflussung der Funktion durch Parameter, zum Beispiel Streckung/Stauchung der Amplitude) sollen die Schülerinnen und Schüler zuerst ihren Lernprozess selbst einschätzen und anschließend ihr Wissen in einem Quiz überprüfen. Im Unterricht vertiefen sie das Wissen, indem sie einzelne Eigenschaften der Funktion ableiten. Anschließend festigen sie es durch Übungen. Währenddessen sollen die Schülerinnen und Schüler in einem anonymen Lerntagebuch ihre Lernverhalten reflektieren und Schlussfolgerungen daraus ziehen. Am Ende der Einheit wird dies in der Klasse ausgewertet und ausgetauscht.

Beispiel in PowerPoint: Notizen unterhalb der Folie sollen genutzt werden, um zu reflektieren

Die Schülerinnen und Schüler sollen sich ein bestimmtes Thema informieren und eine Präsentation dazu anfertigen. Die maximale Seitenzahl und auch die Formatierung der Folien ist vorgegeben, sodass die Schülerinnen und Schüler sich nur noch mit dem Stoff auseinandersetzen müssen, sowie die Auswahl der geeigneten Quellen. In den Notizen der Titelfolie sollen sie ihre allgemeine Herangehensweise bei der Informationsbeschaffung beschreiben. In den Notizen zu den Inhaltsfolien sollen sie beschreiben, wie sie bei der Beschaffung der Informationen der Folie vorgegangen sind, sowie mögliche Eselsbrücken oder andere Lernhilfen für den Stoff notieren.

Zur Verbesserung der Lernergebnisse und Lerneffektivität stellt der Lehrer den Schülerinnen und Schülern ein Padlet zur Verfügung. In welchen er generelle Fragen über das Lernverhalten abfragt. Mögliche Fragen könnten sein: Was sind deine Motive zum Lernen? Wie viel Zeit investierst du zum Lernen? Machst du Pausen zwischendurch? Was benutzt du am meisten zum Lernen? Unter jeden der Fragen befinden sich weitere Tipps, wie die Schülerinnen und Schüler ihr Lernen verbessern können. Zum Beispiel: Schaffe dir eine gute Lernumgebung. Nutze die Pomodoro Technik (25min lernen, 5min Pause), … Die Schülerinnen und Schüler können ihre Antworten anonym hinschreiben. Daraus kann die Lehrkraft Rückschlüsse ziehen, welche Techniken er/sie ihnen noch zur Verfügung stellen kann.

Einzelnachweise

  1. Arnold, P. et al.: Handbuch E-Learning. Lehren und Lernen mit digitalen Medien. W. Bertelsmann Verlag, Bielefeld, 2018, S. 56, ISBN 978-3-8252-4965-6.
  2. Dillon, J. D.: In Real Life: Self-Directed Learning Can Only Work If… https://learningsolutionsmag.com/articles/2414/in-real-life-self-directed-learning-can-only-work-if, Stand: 04.05.2020.
  3. Th. Knapp: So geht’s: LernSax-Lerntagebuch, https://www.lernsax.de/wws/bin/763108-873700-2-20200417_so_gehts_lerntagebuch.pdf, Stand: 02.07.2020.
  4. Arnold, P. et al.: Handbuch E-Learning. Lehren und Lernen mit digitalen Medien. W. Bertelsmann Verlag, Bielefeld, 2018, S. 350, ISBN 978-3-8252-4965-6.
  5. 5,0 5,1 Gillen, J.: Kompetenzfeststellung als Chance zur Selbstreflexion. Was können und sollen Kompetenzfeststellungen zur Förderung von Reflexivität leisten?, Dresden, 2007, S. 2.