Barockliteratur

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In der deutschen Literaturgeschichte wird mit dem Begriff Barock die Literatur beschrieben, die zwischen 1600 und 1720 entstanden ist. Die Epoche liegt somit genau zwischen dem Mittelalter und der Aufklärung. Besonders stark beeinflusst wurde die Zeit durch den Dreißigjährigen Krieg. Während der Großteil der Bevölkerung unter den Schrecken und dem Elend des Krieges litten, lebten die absolutistischen Herrscher in verschwenderischem Luxus. Diese Gegensätze sind kennzeichnend für die Epoche und prägen deutlich die entstandene Literatur. [1]

Der Begriff Barock stammt von portugiesisch barrocco und bedeutet so viel wie „schiefrunde Perle“. Er wurde erst im Nachhinein genutzt, um die Epoche zu beschreiben und spiegelt die abwertende Haltung gegenüber den verzerrten und übertriebenen Erscheinungen dieser Zeit wider. Der Begriff Barock bezeichnet ebenfalls einen Zeitabschnitt in der Kunstgeschichte und der Musik. [2]

Geschichtlicher Hintergrund

Die Epoche ist geprägt durch den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648), in dem die religiöse Auseinandersetzung zwischen den christlichen Glaubensrichtungen ihren Höhepunkt erreichte. Der Krieg führte einerseits zu einer Abspaltung des Protestantismus vom Katholizismus und andererseits zu einem Zerfall des alten Kaiserreichs. [3]

Hunger, Seuchen und Tod als Folgen des Krieges sorgten für großes Leid und Elend in der Bevölkerung. Zeitgleich bestiegt König Ludwig XIV. in Frankreich den Thron und begründete den sogenannten Absolutismus. Er beanspruchte die ganze Macht über den Staat und das Volk für sich und wurde somit zum alleinigen Herrscher. Das Modell des absolutistischen Zentralstaats wurde daraufhin die neue vorherrschende gesellschaftliche Organisationsform. Wie Ludwig XIV. führten auch die anderen absolutistisch herrschenden Fürsten ein von Überfluss und Luxus geprägtes Leben, welches in einem starken Kontrast zum Leben der einfachen Bevölkerung stand. [4]

Merkmale des Barock

Die Barockliteratur ist vor allem durch die Gegensätzlichkeit zwischen dem luxuriösen, verschwenderischen Lebensstil der Adligen und dem vom Armut und Elend geprägten Leben der einfachen Bevölkerung beeinflusst. Charakteristisch ist die Hinwendung zu Gott, wobei das Diesseits als Bewährungs- und das Jenseits zum eigentlichen Bestimmungsort des Menschen wird. [5]

Die vorherrschende Gegensätzlichkeit bzw. Antithetik zwischen Diesseits und Jenseits, Prunksucht und Massenelend, irdischem und himmlischen Leben, Tugend und Wollust, Schein und Sein prägt die Barockliteratur. Dabei gibt es drei zentrale Leitmotive, die das vorherrschende Lebensgefühl beschreiben:

  • Memento Mori (lat. „Bedenke, dass du sterben musst“) = ruft dazu auf, sich allgegenwärtig dem (nahenden) Tod bewusst zu sein
  • Carpe Diem (lat. „Nutze/Genieße den Tag“) = soll daran erinnern, das Leben zu genießen und sich nicht von der Vergänglichkeit belasten zu lassen
  • Vanitas (lat. „Eitelkeit“, „Nichtigkeit“) = im Gegensatz zu Memento Mori steht hier die Vergänglichkeit und Nichtigkeit des Menschen im Vordergrund

Während lange Zeit das Lateinische dominierte, entwickelt sich im Barock zunehmend ein nationales Sprachbewusstsein. So werden Regelpoetiken entworfen und Sprachgesellschaften eigerichtet, um eine nationalsprachliche Identität zu generieren. Vor allem die Formen und Inhalte der Literatur sollen Prinzipien der Ordnung folgen. Aus diesem Grund wurden diverse Dichtungslehren veröffentlicht. Eine der wohl bekanntesten und einflussreichsten stammt von Martin Opitz. Sein „Buch von der deutschen Poeterey“ gibt die strenge Beachtung des Versmaßes, die Vermeidung unreiner Reime sowie von Fremdwörtern und Wortentstellungen und die Verwendung des Alexandriners vor. [6]

Literatur

Lyrik

Die Lyrik war im Barock die bevorzugte Ausdrucksform. Vor allem das Sonett mit seinen strengen Formvorgaben war beliebt. Es besteht aus insgesamt 14 Zeilen, aufgeteilt in zwei Quartette und zwei Terzette, und steht häufig im Alexandrinervers. Dabei handelt es sich um einen sechshebigen Jambus mit einer Zäsur in der Mitte.

Ebenfalls beliebte Gedichtformen im Barock sind die Elegie, das Epigramm oder die Ode. [7]

Weitere Literaturformen

Es wurden auch Prosatexte, wie beispielsweise Reiseberichte, Predigten sowie Romane, Schwänke, satirische Traktate oder Sprüche, verfasst. Der wohl bekannteste Roman ist „Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch“ von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen. [8]

Ein deutsches Nationaltheater gab es nicht, dafür erfreuten sich jedoch die Stücke von Shakespeare und Molière großer Beliebtheit.

Sprache

Die Sprache des Barock ist durch eine hohe Bildhaftigkeit gekennzeichnet, da viele rhetorische Mittel wie beispielsweise Metaphern, Personifikationen, Antithesen, Allegorien, Wiederholungen und Symbole genutzt wurden.

Vertreter


  1. Vgl. Lauer, Gerhard: Grundkurs Literaturgeschichte. Stuttgart: Klett 2013.
  2. Vgl. Schardt, Friedel & Thorsten Zimmer: Fit fürs Abi. Oberstufenwissen Deutsch. Braunschweig: Westermann 2018.
  3. Vgl. Schardt, Friedel & Thorsten Zimmer: Fit fürs Abi. Oberstufenwissen Deutsch. Braunschweig: Westermann 2018.
  4. Vgl. Schardt, Friedel & Thorsten Zimmer: Fit fürs Abi. Oberstufenwissen Deutsch. Braunschweig: Westermann 2018.
  5. Vgl. Schardt, Friedel & Thorsten Zimmer: Fit fürs Abi. Oberstufenwissen Deutsch. Braunschweig: Westermann 2018.
  6. Vgl. Lauer, Gerhard: Grundkurs Literaturgeschichte. Stuttgart: Klett 2013.
  7. Vgl. Schardt, Friedel & Thorsten Zimmer: Fit fürs Abi. Oberstufenwissen Deutsch. Braunschweig: Westermann 2018.
  8. Vgl. Schardt, Friedel & Thorsten Zimmer: Fit fürs Abi. Oberstufenwissen Deutsch. Braunschweig: Westermann 2018.