Benzol

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Benzol (Synonym: Benzen; Summenformel: C6H6) auch als "Mutter der Aromaten" bezeichnet, stellt das Grundmolekül der Aromatenchemie dar. Kennzeichnend für die Chemie der Aromaten ist ihre Stabilität, welche auf den ersten Blick im Widerspruch zu ihrer Struktur zu sein scheint. Jedoch nur auf den ersten Blick, denn eben wegen ihrer besonderen Struktur und Stabilität sind die Reaktionen die solche Verbindungen eingehen keine klassischen Addition.

ausführliche Strukturformel des Moleküls Benzol mit der Summenformel C6H6
Strukturformel Benzol

Geschichte des Benzols und das Mysterium um seine Struktur

Struktur des Benzols genauer betrachtet

Besonderheiten

Bindungslängen 140 pm und -winkel 120° im Benzol-Molekül
Bindungslängen und -winkel im Benzol-Molekül

Wie oben bereits gezeigt sorgte die Struktur des Benzols bei vielen Chemikern der damaligen Zeit lange für Kopfzerbrechen. Grund dafür ist unter anderem das von der klassischen Bindungslehre abweichende Erscheinungsbild. Mittels instrumenteller Analytik können Bindungslängen und Bindungswinkel des Benzols ermittelt werden.

Bindungslängen im Vergleich
C-C Einfachbindung C=C Doppelbindung Benzol
154 pm 134 pm 140 pm


Weshalb steht dies nun im Widerspruch?
Es scheint sich gleichzeitig um Doppelbindungen und gleichzeitig um Einfachbindungen zu handeln. Die normale C-C Einfachbindung beträgt l = 154 pm, die einer C=C Doppelbindung dagegen l = 134 pm. Somit ist die Bindungslänge im Benzol weder Einfach- noch Doppelbindung, sondern liegt dazwischen.

Da alle Bindungslängen gleichlang sind und die Bindungswinkel jeweils 120° betragen, ist das Molekül planar. Es befinden sich also alle an den Bindungen beteiligten Atome in einer Ebene.

Mesomerie und besondere Stabilität der Aromatizität

Erhöhtes Anforderungsniveau: Struktur des Benzols genauer betrachtet II

Orbitalmodell der Aromaten

HÜCKEL-Regel - Aromatizität und Antiaromatizität

Eigenschaften des Benzols

Physikalische Eigenschaften

Chemische Eigenschaften

Vielfalt der Aromaten

Benzol ist eines der wichtigsten Moleküle innerhalb der Gruppe der Aromaten, da es durch einfache chemische Reaktionen Ausgangsstoff für eine Vielzahl weiterer in der Industrie nützliche substituierte Benzol-Derivate ist.
Dabei bedeuten substituierte Benzol-Derivate dass an eine Benzol-Grundeinheit eine weiterer Alkyl- oder Aryl-Rest oder eine funktionelle Gruppe angefügt sind (Beziehungsweise mehrere). Diese sind meist weiterhin wichtige Industriechemikalien, wie beispielsweise Phenol und Nitrobenzol oder wichtige chemische Lösungsmittel, wie Toluol.
Auch sind beispielsweise Pikrinsäure und 2,4,6-Trinitrotoluol (TNT) als Explosivstoffe Moleküle die auf einem zentralen Benzol-Grundgerüst basieren.

Neben diesen Verbindungen gibt es auch weitere Aromaten, wie beispielsweise die kondensierten bzw. anellierten Aromaten bei denen mehrere Benzen-Ringe aneinandergekettet sind es entstehen dadurch di-, tri- und polycyclische Aromaten, die linear oder verzweigt sein können.

Nicht auf einem Benzen-Grundmolekül basierend existieren die Heteroatomaromaten bei denen ein oder mehr Kohlenstoff-Atome in einem zyklischen System durch ein anderes Atom (Heteroatom) ausgetauscht sind. Dabei muss es sich nicht immer um ein sechsgliedriges System handeln, es können auch kleinere oder größere Ringe aromatisch sein, beziehungsweise anellierte Ringe.
Solche Heteroatomaromaten sind vor allem in biologischen Systemen von Relevanz. So bilden Pyrimidin und Purin die Grundbausteine für die fünf in DNA und RNA verbauten Basen.

Auswahl wichtiger substituierter Benzol-Derivate mit entsprechenden Trivialnamen
obere Reihe: kondensierte Aromaten und deren Trivialnamen;
untere Reihe: Heteroatomaromaten und deren Trivialnamen
Obere Reihe: Purin-Basen - rot = Purin-Grundgerüst;
Untere Reihe: Pyrimidin-Basen - blau = Pyrimidin-Grundgerüst

Erhöhtes Anforderungsniveau: Vielfalt der Aromaten II

Annellierte/Kondensierte Aromaten

Heteroatomaromaten

Heteroatomaromaten (Synonym: Heteroaromaten) enthalten neben Kohlenstoff auch Heteroatome wie Sauerstoff, Stickstoff, Schwefel oder Phosphor im Ringgerüst gebunden. Wie bereits erwähnt spielen Heteroaromaten eine wichtige Rolle in biologischen Systemen. Wir betrachten hier nun mehr die Struktur und elektronischen Eigenschaften zweier wichtiger Gruppen der Heteroaromaten.

A - Elektronenmangel-Aromaten

Struktur und chemische Eigenschaften am Beispiel des Pyridin (Azabenzol)


Um die chemischen Eigenschaften von Elektronenmangel-Aromaten zu beschreiben, betrachten wir uns exemplarisch das Pyridin. Beim Pyridin handelt es sich um einen der Struktur des Benzols ähnlichen Stoff, bei dem jedoch eine CH-Einheit durch ein Stickstoff-Atom ausgetauscht wurde (Azabenzol). Betrachtet man die Orbitalsituation stellt man fest, dass aufgrund der sp2-Hybridisierung des N-Atoms das freie Elektronenpaar in einem solchen sp2-Hybridorbital lokalisiert ist, und das orthogonal dazu stehende pz-Orbital mit einem freien Elektron besetzt ist, wodurch ein π-Elektronensextett entsteht, wie im Benzol auch. Das freie Elektronenpaar hat keinen Einfluss auf das aromatische System, da es sich auf einer anderen Energiestufe befindet.
Betrachten wir uns die Elektronegativität des Stickstoff, so ist diese im Vergleich zum Kohlenstoff größer (EN = 3,0), da Stickstoff in der V. Hauptgruppe steht und Kohlenstoff nur in der IV. Hauptgruppe. Dadurch kommt es zum -I-Effekt (negativer induktiver Effekt) der die Elektronen im gesamten Ringsystem anzieht, wodurch die Elektronendichte hin zum Stickstoff verlagert wird.

Folge: Der Ring ist weniger nucleophil und wird daher nur sehr schwer in einer elektrophilen Substitution am Aromaten reagieren. Stattdessen ist eine nucleophile Substitution am Aromaten (in einem Additions-Eliminierungs-Mechanismus) bevorzugt, da eine entstehende negative Teilladung im Ring stabilisiert werden kann.

B - Elektronenüberschuss-Aromaten

Struktur und chemische Eigenschaften am Beispiel des Pyrol (Azol)

Übungsaufgaben

Grundlegendes Anforderungsniveau

AFB I/II:

Benzaldehyd kann bereits an Luft schnell zu Benzoesäure reagieren. Stellen Sie das Redox-System für die Reaktion von Benzaldehyd mit Eisen(III)-Ionen auf. Geben Sie in beiden Teilgleichungen für alle Atome die Oxidationszahlen an. Bei den Strukturen kannst du dich an die Abbildungen im Abschnitt Vielfalt der Aromaten orientieren.

AFB III:

Anthracen und 9,10-Dihydro-9,10-ethanoanthracen

In der nebenstehenden Abbildung werden Ihnen zwei Moleküle gezeigt - Anthracen und 9,10-Dihydro-9,10-ethanoanthracen. Äußern Sie eine Vermutung zur thermodynamischen Stabilität beider Verbindungen unter Nutzung der in der Abbildung gegebenen Werte für die Mesomerieenergie, sowie ihrer Kenntnisse zur Mesomerie.

TIPP: Betrachten Sie sich die Anzahl der Elektronen jedes einzelnen Rings.

Erhöhtes Anforderungsniveau

Struktur und Dissoziationsenthalpien des Phenyl- und Benzyl-Radikals gegenübergestellt.

Äußern Sie sich zur Stabilität des Phenyl-Radikals im Vergleich zum Benzyl-Radikal. Nutzen Sie dazu die Informationen, die Ihnen die nebenstehende Abbildung gibt.